Leseprobe Tag 2, S. 22
Von Manna-Hata zu Manhattan
Unzählige Überwachungskameras beobachten uns, während wir wiederum die prominenteste Baustelle Manhattans betrachten. Das neue World Trade Center entsteht im Schutz meterhoher Stacheldrahtzäune. Behelmte Arbeiter verlassen den abgeschotteten Bereich lediglich zum Schichtende oder für eine kurze Kaffeepause im Freien. Überall in Manhattan lärmen Baustellen. Manchmal ist ein ganzer Häuserblock unsichtbar, bis er wie eine Wunderbohnenranke über eine dichte Bretterwand spitzt, um dann in ungeahnte Höhen aufzuschießen. Die Stadt wird immer gewaltiger, mondäner und vielfältiger, aber auch lauter, voller und teurer.
Mit den Einwandererströmen hat sich das bewaldete Indianerland „Manna-Hata“ in ein Säulendiagramm des Erfolgs verwandelt. Die Menschen drängt es zu zeigen, was sie erreicht haben – immer höher, immer repräsentativer. Anfangs waren die Konturen der Insel schma-l und unregelmäßig, aber in verschiedenen Bauphasen wurden Hügel eingeebnet, Sümpfe trockengelegt und das Land aufgeschüttet. Manhattan ist ein geschliffener Fels aus Schiefer, Gneis und Marmor. Ein starkes Fundament und perfekter Nährboden für das enorme Wachstum. Immer wieder gab es auf Manhattan Island das höchste Gebäude des Landes oder sogar der Welt.
Mitten im Financial District, umgeben vom ältesten Friedhof Manhattans, steht die neugotische Trinity Church – quasi konkurrenzlos – für stabile Werte jenseits der Finanzwelt. Wir entdecken die Gräber von Robert Fulton, dem berühmten Dampfschiff-Ingenieur, des deutschstämmigen Multimillionärs Johann Jakob Astor und von Alexander Hamilton, einem der Gründerväter. Unser kleiner Rundgang wird zu einer Reise durch die frühe Geschichte der USA.